RetroActivo Podcast

RetroActivo Podcast von David Martín :: Suki_ ::
(Licence: CC BY-SA 2.0)

Im Auto via Bluetooth, im Zug auf den Kopfhörern, zu Hause aus der Box höre ich Podcasts und ich höre viel davon. So ein Podcast ist wesentlicher Teil meiner digitalen Unterhaltung und auch meiner Erwachsenenbildung. Netflix & Co sind mein Fernsehen, Podcast mein Radio. Ich bin also total modern und mag diese vielen unterschiedlichen Zuhörstücke.
Aber gefühlt jeder einzelne Podcast endet mit einem Konflikt, der mir den Eindruck vermittelt, ich wäre in der falschen Bubble. „Und bewertet uns auf iTunes!“ ist der Schlusssatz vieler Sprachakrobaten im zeitautonomen Hörmedium.

Mein Problem: Ich habe gar kein iTunes, was wollt ihr denn von mir? Ich kann die Podcasts nicht bewerten, auch wenn ich es wollte. Warum verlangt ihr das immer von mir? Und bin ich da denn alleine? Schauen wir mal, wo sich die Podcast tummeln.

Podcasts hören mit dem Smartphone

Zu 100% kommen meine Podcasts aus dem Handy. Hier bin ich bubblemäßig voll auf Linie. Ein aktueller Apfel ist mein Audioplayer und Kommunikator (in dieser Reihenfolge, zumindest vom Zeitbudget). Aber auch hier ist es müßig Podcasts zu suchen oder gar zu bewerten. Klicke ich auf einen Link in iTunes fordert es mich auf die apfeleigene Podcast-App zu installieren. Das Ding habe ich gelöscht, denn ich nutze Overcast als App, die ist super. Aber irgendwie schnallt das Handy das nicht oder ich bin zu doof, das mag sein.

Als Apfelhandy-Mensch bin ich auf der hellen Seite der Macht, wenn ich den Fanboys so glauben darf.  Aber diese Seite ist sehr klein. Weniger als 15% entspricht dem Marktanteil von Apple im deutschen Handymarkt, Tendenz abnehmend. Was machen denn dann die anderen 85%? Die installieren sich wieder iTunes auf ihr Android-oder Windows-Smartphone? Wohl kaum.

iTunes auf dem Rechner

Online via Browser ist iTunes nicht nutzbar, habt ihr das mal probiert? Geht nicht. Nicht weil es kaputt ist, sondern weil Apfel das nicht will.

Also muss man iTunes als Software installieren um Podcast zu bewerten.  Das erwartet hoffentlich keiner. Ich habe es probiert, aber das Teil ist so riesig und monolithisch, dass es weh tut. Funktional ist dann eher mau und greift stark in meine Systeme ein. Nein, keine iTunes-Software für mich.

Wer nutzt dann also  überhaupt iTunes? Wahrscheinlich ja alle Anwender mit Apple-Computern.  Nach einer Recherche von ZDNet liegt der Anteil der MacOS-Betriebssystem im Bereich < 5%. Und wahrscheinlich sind das auch noch Businesscomputer. Also ein sehr geringer Anteil nativer iTunes-Plattformen.

iTunes ist keine gute Plattform für Podcasts. Zumindest dann nicht, wenn das alles mal durch die Decke gehen soll. Auch ein Podcast muss doch da sein, wo die Hörer sind, oder? Sie sind aber mehrheitlich nicht im Apfeluniversum .

Die Frage „Wo finde ich denn PodCasts?“ steht jedes Mal im Raum, wenn ich im Kollegen- oder Bekanntenkreis Werbung mache. Bei iTunes, ist für die wenigsten die richtige Antwort.

 Alternative Plattformen sind rar

Es gibt Alternativen

  • Podcast.de kommt dem Anspruch einer Plattform noch am nähesten. Neue aktuelle Podcsaste zu finden ist aber nicht einfach. Viele alte und tote Formate verstellen einem den Blick. Gefühlt findet hier keine Redaktion statt, lediglich einfach Algorythmen steuern wohl die Präsentation.  Mein größtes Manko: Irgendwie will Podcast.de, dass ich alles von der Plattform streame und erschwert deutlich alle Versuche die Homepage eines Casts zu besuchen.  Mein altes Stammprogramm CRE: Technik, Kultur, Gesellschaft Podcast  hat dort 223 Abonnenten (plattformintern). CRE ist mit Sicherheit eines der ältesten und erfolgreichsten Format in Deutschland. Piefige 223 Nasen sind als Akzpetenzmerkmal eher für podcast.de  als für CRE eine Aussage der Teilhabe.
  • podster.de stammt wohl aus der Jahrtausendwende. Das zumindest vermittelt die Startseite. Immerhin finde ich hier eine ansehnliche Anzahl Podcasts, kann suchen, finde Charts und werde über aktuelle Produktionen informiert.  Zu meinem neuen Lieblingsthema Segeln findet podster aber nur einen der vier von mir  gehörten Formate. Für die Aktualität sind die Podcasts auch selber verantwortlich, schon klar. Aber eine Plattform die von den Podcastern schon nicht bedient wird, ist keine solche. Soweit mein altbackener Favorit.
  • podlist.de ist vielleicht mal ein Versuch gewesen, ich weiß es nicht. Aktuell ist es nicht mehr als eine kleine Liste von Casts ohne Kategorie. Meine derzeitigen Lieblingspodcast Zeitsprung kennt es nicht.
  • Die Hörsuppe war und ist vielleicht eine Art Zentralorgan der deutschen Podcaster. Sehr schön die Idee des Live-Programms. Eine zeitlang war ich dort regelmäßig neue Podcast suchen, bis ich den Eindruck gewann, dass hier nur die Berliner Blase zu finden war, rund um Pritlove, Klein und Co, deren Hörer ich bin und deren Podcasts ich kenne. Ich finde aber nicht Neues mehr. Als vermutetes Nonprofitprojekt ist das aber auch schwer.

Es braucht eine Plattform

iTunes ist es nicht, der Nutzeranteil ist viel zu gering.  Alternative Plattformen sind subotimal und haben alle ihre Probleme.

Damit das Medium Podcast noch weiter aus seiner Nische kommt als in den letzen Jahren, braucht es eine Alternative. Diese Alternative muss konsquent gut, aktuell und voll integriert sein. Podcasts müssen findbar sein!

Ichh stelle mir das ja so vor:

  • Suchen müssen strukturiert sein nach Namen, Kategorien, Sprache und Aktualität
  • Charts sind gut und spornen zur Qualität an. Es gibt aber leider keine direkte Möglichkeiten der Abonnenten-Zählung. Im Zweifel, weg mit den Rankings.
  • Neue Podcasts müssen promotbar sein.  Eine redaktionelle Arbeit ist unausweichlich.
  • Nicht die Masse der Casts ist wichtig, es ist die Aktualuität. Podcasts, die ein Jahr nichts mehr produziert haben, sind veraltet und gehören bestenfalls in ein Archiv.
  • Die Plattform muss betriebssystemneutral sein und allen Neuhörern den Weg bereiten, nicht nur den Äpfeln.
  • Das Handy ist das vermutete Primärgerät des Podcasts. Eine Plattform muss in den klassischen Podcatchern integriert sein. Suchen, abonieren und bewerten muss innerhalb der App stattfinden. Zack, direkt und ohne Umweg.
  • Eine zentrale Playlist, die auch meine Handy-Apps nutzen können, wäre ein Traum. Cross-Plattform, Cross-Device, Cross-alles.

Und jeder Podcaster in diesem verdammten Land unterstützt solch ein Projekt, promoted die Plattform und hört endlich zu sagen: „Und bewertet uns auf iTunes!“.  Da ist doch fast NIEMAND, ihr Pfeifen!

Kann das bitte mal jemand machen!

Und zum Schluss der Werbeblock, ein paar Podcasts zum Nachhören:

  • Zeitsprung, Geschichten aus der Geschichte: Witzig, informativ, qualititiv und langsam wie ein Wiener.
  • Die Lage der Nation: Super informativ, verhältnismäßig neutral, mein politisches Wochenblatt.
  • CRE: Technik, Kultur, Gesellschaft. Lehrreich: Unterhaltsam, immer zu lang (Stuuunden) und immer zu selten.
  • Happy Shooting, der Fotopodcast: Für Fotofeunde…das alte junggebliebene Pferd der Fotopodcasts.
  • WRINT, Wer redet ist nicht tot: Immer gut, wenn Holgi nicht seine Gesellschaftstheorien verbreitet.
  • PENGcast!, wie hassen Filme: Vier Jungs, ein Thema, viel Spaß und viel Sachverstand.
  • Hoaxilla, der skeptische Podcast aus Hamburg: Das Skeptiker-Ehepaar in schwarz ist wohl in der Sinnkrise. Ein Blick in alten Folgen ist aber goldwert.

Marktanteil iPhone:

Marktanteil MacOS